Von Josef Faschinger
Vier Wochen spontan Überstunden abbauen, „Erholungsurlaub“, ohne Urlaub zu nehmen. Was gibt es Schöneres? Sofort wird der Kalender aufgemacht und geplant. Was kann ich da wohl Tolles anstellen?
Innerhalb kürzester Zeit war jede Sekunde dieses „Urlaubs“ ausgebucht: Eine Tour mit meinem Vater durch Kärnten, Südtirol und Trentino; eine Hochtourenwoche in der Schweiz; Klettern mit Pfadfindern; eine Woche Exerzitien; noch ein paar Freunde besuchen, und jetzt steh ich da und frag mich, wo die viele Zeit geblieben ist. Wo habe ich mich wirklich erholt?
Die wichtigste Woche waren die Exerzitien, und die haben sich einfach nur so „ergeben“. Schon lange habe ich den Drang verspürt, einmal eine ganze Woche Exerzitien zu machen, und zwar schweigend. Immer wieder habe ich es vor mir hergeschoben und gesagt, ich hab keine Zeit, ich muss auf das Lager, mich dafür vorbereiten, diese oder jene Fahrt mitmachen… und wenn ich doch mal Zeit hatte, dann waren da einfach keine Exerzitien. Als aber jetzt mein Bruder gesagt hat, er mache Ignatianische Exerzitien und ich genau da Zeit hatte, gab es keine Ausrede mehr. Ich habe einfach nur gesagt: Ich mach mit.
Nichts musste ich organisieren, ich wusste nicht mal, wo die Exerzitien stattfinden sollten! Am Freitagabend schrieb mir dann mein Bruder, wir würden uns am Sonntag in Kleinwolfstein treffen. Montagmittag ging es los. Ich überlegte noch, ob ich vielleicht doch das Handy eingeschaltet lassen sollte, um das Stundengebet beten zu können – so habe ich das in der Schweiz mit den zwei Priestern, mit denen ich unterwegs war, auch gemacht. Aber die beste Entscheidung, die ich je treffen konnte, war, es auszuschalten und die ganze Woche einfach beiseite zu legen und so nicht mal in die Versuchung zu kommen, mal zu schauen, was man in dem Leben da draußen „verpasst“ hat. Mein ganzes Leben konnte ich einfach hinter mir lassen. Kein Planen, keine Sorgen, rein gar nichts. Und das Beste an der ganzen Sache: Die Antwort, die ich bei diesen Exerzitien gesucht habe, war bereits am Montagvormittag erledigt. So konnte ich die ganze Woche lang einfach meine Aufmerksamkeit auf Gott richten, ohne ihn noch um irgendetwas bitten zu müssen. Er hat mir die Antwort schon gegeben. Beten, meditieren (wie meine Kameraden in der Arbeit sagen), ein wenig trainieren (ganz ohne das würde es auch nicht gehen, schon der Hl. Benedikt sagt: „Betet und arbeitet“, also Geist und Körper ;)), lesen, spazieren gehen und sich von den „Schwestern“ in Kleinwolfstein verwöhnen lassen.
Keine Fahrt in Chile (und die mich kennen, wissen, was das heißt), kein Urlaub in der Karibik, kein Lager, nichts kann ersetzen, wie ich mich in dieser Woche erholt habe. Gott weiß, dass ich das unbedingt gebraucht habe.
Heute bekommt man in der Arbeit den sogenannten Erholungsurlaub. Aber meistens erholen wir uns nicht, sondern „nützen“ genau diese Zeit, um uns ganz besonders auszubrennen oder abzufeuern. Wir müssen uns wieder besinnen und unsere wahre Erholung in Gott finden. Lassen wir uns nicht von dem heutigen Zeitgeist betören, nutzen wir die Zeit, die wir haben, um uns durch Gott für unser Leben stärken zu lassen.
( Erschienen in PM 152 3-2020, S. 3)
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