„Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich Euch!“

von Hildegard Hageböck

Auf das diesjährige Osterfest habe ich mich mit den Karexerzitien der Roten Stufe vorbereiten dürfen. Es war sehr ergreifend, die heiligsten Tage in einem so feierlichen und besinnlichen Rahmen zu begehen.

Neben der Liturgie nahmen die theologischen Vorträge von Pater Hans-Peter Reiner und Pater Markus Christoph einen wichtigen Platz während der Exerzitien ein. Anlässlich von „Mission Manifest“ behandelten sie unseren Auftrag zur Evangelisierung, den Christus uns hinterlassen hat. Dankbar möchte ich mit diesem Artikel ein paar Denkanstöße weitergeben.

Verlangen nach mehr

Sehnsucht bedeutet, eine Vision für ein Ziel zu haben, etwas sehen zu wollen, nach etwas zu suchen. Sie setzt in uns Energie frei, um Ziele verfolgen und verwirklichen zu können. Wir müssen lernen, unsere Sehnsucht zu steuern und zu kultivieren. Je edler eine Sehnsucht ist, desto mehr weist sie auf Gott hin, der Quelle alles Guten, Wahren und Schönen. Da wir wissen, dass nur Gott unsere Sehnsucht stillen kann, ist es uns als Christen ein Anliegen, anderen Menschen einen Weg zu zeigen, der sie zu Gott und somit zu ihrem wahren Glück führt. Das Symbol für die Sehnsucht ist das Herz. Wie im Herzen unser Blut pulsiert, so verlangt unser ganzes Leben nach Erfüllung, welche es allein in Gott findet. Und wie im Herzen das Blut weitergepumpt wird, so wollen auch die von Gott empfangenen Gnaden weitergegeben werden. Man kann sich das Herz wie einen Trichter vorstellen, der von oben die Gnaden eingeflößt bekommt und sie durch die untere Spitze wieder abfließen lässt.

Wie kann Mission fruchtbar sein?

Missionieren beginnt im Verborgenen – erst müssen wir ganz erfüllt sein, bevor der Funke überspringen kann. Was wichtig ist, lässt sich mit sieben „K“s ausdrücken: Kommunion, Kontemplation und Kompassion sind die Basis, auf der Kommunikation, Kommunität, Kompetenzen und Kooperation aufbauen.

1. Die erste Voraussetzung ist die Verbundenheit mit Gott. Die heilige Dreifaltigkeit ist in sich eine Liebeseinheit und wir werden Teil davon, wenn wir Kommunion mit ihr haben.
2. Der zweite Schritt ist die Kontemplation. Der hl. Thomas von Aquin sagte: „Das Größte, was wir tun können, ist, Gott zu betrachten.“
3. Als nächstes brauchen wir ein mitfühlendes Herz, das für die Nöte und Sorgen des Nächsten weit geöffnet ist. Fähig zur Kompassion werden wir durch Fasten sowie auch durch persönliche Erfahrungen von Leid. So werden wir großzügig und lernen, anderen zu vergeben.

Wenn diese drei Kriterien erfüllt sind, kann man den Herrn bezeugen.

  • Da Glaubensweitergabe viel mit Kommunikation zu tun hat, ist es sinnvoll, beim zwischenmenschlichen Austausch ein paar Regeln zu folgen: Erstens muss der Druck raus – wir befinden uns nicht in der Verteidigungsposition. Zweitens muss man die Freiheit und die Weltanschauung des Gegenübers achten. Drittens muss man sich bewusst sein, dass wir unseren Glauben nur bezeugen brauchen statt den Anderen überzeugen zu müssen – dafür ist der Heilige Geist zuständig. Viertens müssen wir uns für unseren Glauben niemals rechtfertigen, dafür aber der eigenen Schwäche/Sündhaftigkeit bewusst sein. Und schließlich soll beim Missionieren immer Jesus im Mittelpunkt stehen.
  • Wenn wir jemandem von unserem Glauben erzählt haben, kann der nächste Schritt darin bestehen, ihn in die Kirche oder in einen Kreis von Gläubigen einzuladen. Die Kommunität der Kirche, welche von der Autorität des Papstes geführt wird, hält die Schafe zusammen und lässt den gelebten Glauben erfahrbar werden.
  • Jeder „Missionar“ ist mit unterschiedlichen Fähigkeiten ausgestattet und an einen bestimmten Platz gestellt. Dort kann er fruchtbar sein, wenn er die Chance seiner Lebenssituation ergreift und seine Kompetenzen einsetzt.
  • Sehr hilfreich in der Missionsarbeit ist die Kooperation mit anderen Missionaren und den Menschen, denen man von Jesus erzählen möchte. Durch Freundschaft, gegenseitige Hilfe und Gebet kann man die Brücke zu Christus schlagen. Sobald man das erreicht hat, kann der „Missionierte“ seinerseits zum Apostel werden.

Mission ist möglich

Durch die Taufe sind alle Christen auf der ganzen Welt dazu berufen, missionarisch tätig zu sein. Gott sendet uns nicht nur, sondern er gibt uns genau die Talente und Eigenschaften mit auf den Weg, die wir als Handwerkszeug brauchen. Jede unserer Fähigkeiten und Vorlieben hat den Zweck, Gott zu verherrlichen und zu bezeugen. Unser Umfeld ist genau auf uns abgestimmt. Paulus zum Beispiel, der ursprünglich Zeltbauer von Beruf war, sprach oft davon, dass wir der Tempel Gottes seien und der Herr in uns „zelte“. Unsere Berufung lautet: „Geh in Dein Haus und verkünde Deinen Glauben!“

Unsere Mission kann nur so kraftvoll sein, wie es unsere Gebete sind. Gott liebt es, wenn wir ihn um die schwierigsten Dinge bitten. Neben dem Gebet ist das persönliche Zeitengagement von hoher Bedeutung. Wir dürfen Situationen arrangieren, um unseren Glauben zu bezeugen. Z.B kann man einen Freund zum Essen einladen und davor selbstverständlich das Tischgebet sprechen.

Wir müssen uns der Schätze des Glaubens bewusst sein!

Als Katholiken dürfen wir stolz auf die Bibel und die Tradition der Kirche sein. Zuerst müssen wir an uns selbst arbeiten und dann die Lehre vollständig, klar und freudig bekennen.

Für die Glaubensvermittlung können wir uns ein Beispiel an Gottes Erlösungstaktik nehmen. Sein erster Schritt ist „das Wort“, das er zu uns spricht – Jesus, das ewige Wort Gottes, wird Mensch. Dann gibt er sich für uns hin – Jesus lässt sich kreuzigen. Um immer mit uns sein zu können, schenkt er uns das Altarsakrament und seinen heiligen Geist. Auch wir sollen aus der Kirche hinaus in die Welt gehen und Worte der Wahrheit und Liebe sprechen. Am meisten können wir für unsere Nächsten tun, wenn wir sie an der Erlösung durch Jesus Christus teilhaben lassen. Die dafür notwendige Kraft wird uns durch die Sakramente und den Hl. Geist verliehen.

Das Herz der Kirche bildet die Liturgie. Dort findet die Begegnung zwischen Himmel und Erde statt und die Kirche empfängt den Atem Gottes. In der Liturgie kommt das tiefe Geheimnis unseres Glaubens zum Ausdruck.

Warum es gerade heutzutage gute Perspektiven für Mission gibt

Die Menschen in den reichen Industriestaaten sind durch den Wohlstand übersättigt und sehnen sich nach einem tieferen Sinn und größeren Glück im Leben. Sie sind auf der Suche nach Menschen, die ihren Glauben authentisch leben. Ernsthaftigkeit begeistert. Unser Glaube ist anspruchsvoll und gerade deswegen attraktiv. Die Freude, die wir vom hl. Geist empfangen, steckt an. Sie ist das erste und wichtigste Zeugnis, das wir von unserem Glauben ablegen können.

Ein Vorbild ist uns in dieser Hinsicht die Freikirche. Wir können uns an ihrem Eifer und ihrem selbstlosen Einsatz für suchende Menschen ein Beispiel nehmen. Wir können darauf vertrauen, dass jeder Mensch sich im Geheimen nach Gott sehnt. Besonders Jugendliche sind gegenüber Religiosität aufgeschlossen.

Die Karexerzitien lassen sich mit einem Gedanken zusammenfassen: Ein Leben ohne Gott gleicht einer ewigen Fastenzeit. Jeder Mensch hat das Recht, die Osterfreude zu erfahren. Wir Christen sind dafür verantwortlich, dass alle die Möglichkeit bekommen, das volle Glück in Gott zu erlangen.

(Erschienen in PM 143 2-2018, S. 13-14)

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