Stille Nacht, heilige Nacht

Ein Jahresrückblick

von Marcus Morath

Die Tage werden kürzer, Schnee liegt auf den Feldern, die Kerzen am Adventskranz brennen, die Erde bereitet sich auf das Fest der Geburt unseres Herrn Jesus Christus vor. Auch wir wollen uns von der Last des Alltags befreien, alle Sorgen abstreifen und als Kinder Gottes mit leuchtenden Augen an die Krippe treten. Was gibt es schöneres, als im Kreis der Familie dieses wunderbare Fest zu feiern, das uns über unser irdisches Dasein hinausweist, einen kleinen Ausblick in die Ewigkeit gewährt?

Selbst bei den härtesten Pfadfindern ist es jetzt an der Zeit, die kurzen Hosen im Schrank zu verstauen und auf die Winterkluft umzustellen. Nein, nicht dass Winter gleichbedeutend wäre mit einer Zeit ohne abenteuerliches Pfadfinderleben, ganz im Gegenteil. Natürlich ist das gerade die Zeit, in der an Adventsmärkten die Gruppenkassen aufgebessert werden, in Altersheimen durch Gesang eine Freude bereitet wird, bei der Waldweihnacht im Krippenspiel – möglichst im verschneiten Wald – die Weihnachtszeit eingeläutet wird. Und kaum ist das Weihnachtsfest vorbei – das natürlich der Familie reserviert ist, denn die erst Pflicht des Pfadfinders gilt der Familie – geht es auch schon wieder in die Winterlager. Jetzt wird Ski gefahren, in der Hütte gebastelt, musiziert und Geschichten gelauscht. Spannend wird die nächtliche Rodelpartie bei Fackelschein, bewegend die Versprechenswache in der Einsamkeit. Und dann der Höhepunkt: das Sylvesterfest mit vielgängigem, selbst zubereitetem Festmenü, einer feierlichen Abendrunde und dem Beginn des neuen Jahres mit der Mitternachtsmesse und natürlich allen Strophen von „Großer Gott, wir loben Dich“!

Diese Zeit zwischen den Jahren ist auch wieder eine gute Gelegenheit, zurückzublicken auf das abenteuerliche Leben unserer KPE-Gruppen im vergangenen Jahr:

Weiterbildung

Begonnen hatte das Jahr 2018 mit einem Training der Bundesführung und der Landesführungen im Frankenland, bei dem unter fachkundiger Anleitung eines befreundeten Unternehmensberaters die Führungen in ihrer ureigensten Aufgabe, also dem „Führen“ weitergebildet wurden. Wie sieht eine Führungspersönlichkeit aus? Was ist überhaupt Erfolg? Welche Bedeutung haben Dank und Lob? All dies natürlich aus christlicher Perspektive. Die mittlerweile bereits zur Tradition gewordene Pfadfinderakademie führte im Frühjahr junge Erwachsene der roten Stufe in die Enzyklika Humanae Vitae aus Anlass des 50. Jahrestags der Veröffentlichung ein. Prof. Dr. Stephan Kampowski vom päpstlichen Institut Giovanni Paolo II. war dafür extra als Referent aus Rom angereist. Im anschließenden Stufentreffen wurde dann für die konkrete Pfadfinderarbeit geplant und vorbereitet.

Die europäische Dimension

Ende Januar trafen sich in Rom 140 Kuraten unserer UIGSE – darunter auch einige deutsche Kuraten – zum internationalen Kuratenkongress. Neben vielen hochkarätigen Vorträgen und dem Kennenlernen römischer Pfadfindergruppen vor Ort stand auch eine Begegnung mit Papst Franziskus auf dem Programm.Im Oktober wurde es spannend, denn beim Conseil fédéral, der Mitgliederversammlung unseres Dachverbandes UIGSE in Warschau, wurden die vier Dienste in der europäischen Führung neu gewählt (Europafeldmeister, Präsident, Vizepräsident, Generalsekretär). Die letzten sechs Jahre hatte Dr. Martin Hafner, früherer Bundesfeldmeister der KPE in Deutschland, die UIGSE als Commissaire fédéral (Europafeldmeister) mit großem Erfolg und breiter Zustimmung der Mitgliedsverbände geführt. In einer rührenden Abschiedsrede legte Martin an diesem Wochenende diese Aufgabe wieder zurück in die Hände des Conseil fédéral, nahm sein blaues Europa-Halstuch ab und wieder das braune Diensthalstuch des einfachen Raiders an. An der Reaktion der Vertreter der ca. 20 Länder war zu erkennen, dass sie sich dieses historischen Moments bewusst waren, sie dankten Martin von Herzen für alle seine ehrenamtlich geleistete Arbeit von Mexiko bis Russland. Gewählt wurde als Nachfolger ein Urgestein der UIGSE, Bruno Borde aus Frankreich, der mit seiner neu gewählten Runde gleich nach dem Wochenende enthusiastisch die Arbeit aufnahm.Ob die UIGSE gut dasteht, kann man eigentlich nur beurteilen, wenn man in die Herzen der Mitglieder sieht, was in einem Artikel schlicht nicht möglich ist. So will ich es bei den nackten Zahlen belassen: Die UIGSE ist mittlerweile auf über 65.000 Mitglieder angewachsen, in fast allen Ländern steigen die Zahlen der Mitglieder. Die Vertretung der UIGSE als NGO beim europäischen Parlament wurde jüngst vom zuständigen Kardinal Parolin als die Stimme der Kirche dort (und nicht nur eine Stimme der Kirche) bezeichnet.

Landesveranstaltungen

Im jährlichen Wechsel zwischen Bundes-, Landes- und Stammeswallfahrten waren in diesem Jahr die Landeswallfahrten an der Reihe. Die größten Landeswallfahrten konnten dabei Bayern mit über 700 Teilnehmern und Baden-Württemberg mit über 300 Teilnehmern verzeichnen. Bei beiden Wallfahrten waren am selben Wochenende noch weitere Pfadfinderveranstaltungen angehängt. So konnten die Baden-Württemberger vor der Wallfahrt noch das Landeslager der Pfadfinderinnen und der Pfadfinder sowie die Meutenrallye der Wölflinge abhalten. Die Raider erkundeten eine Höhle auf der Schwäbischen Alb, während die Eltern sich nach Wanderung und Grillen über die Gefahren moderner Medien für ihre Kinder im Vortrag informieren konnten. Die Nachtanbetung leitete vom weltlichen zum geistlichen Programm über.Ähnlich ging es in Bayern zu, nur größer. Die Raiderinnen in Bayern waren mit Kanus auf Schnitzeljagd zum Thema „Mission“, die Raider durchschwammen die Iller – mitsamt Rucksäcken! Abends gab es dann die große Lichterprozession zu einer Lourdesgrotte.

Bundesveranstaltungen

Unser jährlicher Singewettstreit in Neu-Ulm platzte dieses Jahr beinahe aus allen Nähten. Über 900 Teilnehmer wurden gezählt. Die Kapazitätsgrenze der Halle wurde erreicht. Mit 30 teilnehmenden Gruppen aus allen Teilen Deutschlands wurden die Sieger in den Kategorien Gilden & Sippen, Runden, Stämme, Instrumentalkreise und Singekreise ermittelt. Mit einer stilvollen Abendrunde klang der Abend aus. Ein großer Teil traf sich am nächsten Morgen wieder zur gemeinsamen Hl. Messe und zur großen Abschiedsrunde. Viele Gesangsbeiträge des Singewettstreits können Sie übrigens auf Youtube als Filmclip ansehen.

Einsatz für die Kirche

Das ist zugegebenermaßen eine komische Überschrift, denn unsere ganze Pfadfinderarbeit ist in gewissem Sinn auch Einsatz für die Kirche. Hier möchte ich Ihnen aber über konkrete Aktionen aus dem vergangenen Jahr berichten, die nicht direkt in unserer Gruppenarbeit durchgeführt wurden:Unsere Raiderinnen und Raider unter-stützten wieder den diözesanen Welt-jugendtag in Augsburg mit Workshops, einem Stand und weiteren Diensten.Angespornt durch die überverbandliche Initiative „Mission Manifest“, an dem sich viele Gruppierungen im gemeinsamen Ziel der Neuevangelisierung Europas zusammengeschlossen haben und an dem sich die KPE auch beteiligt, fanden die traditionellen Karexerzitien der roten Stufe (Pfadfinderinnen und Pfadfinder ab 17 Jahre) in unserem Bundeszentrum in Rixfeld in diesem Jahr unter dem Motto „Mission is possible“ statt. Alle Vorträge und Betrachtungen hatten dabei eine Leitfrage: Wie können wir unsere Begeisterung für den Glauben weitergeben? Dabei reihten sich viele „K ́s“ aneinander: beginnend mit Kontemplation, über Kompassion und Kommunion zu Kommunikation und Kompetenz, mündend in Kommunität und Kooperation. Und wohin gelangt diese Reihung am Ende? Natürlich wieder zu vertiefter Kontemplation!Auch am Katholikentag in Münster war die KPE vertreten. Mitten in der Stadt durften wir die eucharistische Anbetung mit vielstimmigem Gesang und Gebet gestalten in einer Kirche, die am Anfang leer, am Ende komplett voll war. Nach unserem Einsatz konnten wir von vielen Katholikentagsbesuchern hören, dass sie sich sehr über uns gefreut haben. Insofern hat sich dieser Einsatz trotz mancher antikirchlicher Begleitumstände gelohnt.Auch beim Kongress „Freude am Glauben“ übernahm die KPE Dienste, wie bereits in den Jahren zuvor. Vor dem Start in die Sommeraktionen traf sich dann noch die rote Stufe des Mädchenbundes zur Rangerakademie „Zeuge sein – Antwort geben“ in Kleinwolfstein. Dr. Gudrun Kugler (Nationalratsabgeordnete in Österreich) und ihr Ehemann Dr. Martin Kugler, sowie Daria von Thurn und Taxis und Stefan Matthaei gestalteten ein abwechslungsreiches Wochenende, das seinen Höhepunkt in zwei Rangeraufbrüchen (RS) vor der Nachtanbetung fand.

Im Heiligen Land

Gleich zwei Fahrten der KPE führten in diesem Jahr in das Heilige Land Israel. Zum einen startete unsere Gießener KPE-Gruppe ein Begegnungsprojekt mit Israel, um damit auch einen Beitrag zur Völkerverständigung zu leisten. Dazu trafen sich Gießener Pfadfinder in den Pfingstferien in Netanya in Israel mit israelischen Pfadfindern. Die für die Städtepartnerschaft zuständige Gießener Stadträtin Astrid Eibelshäuser bedankte sich auch explizit bei unseren Pfadfindern für diesen Dienst. Zum anderen gab es auch eine KPE-Familien-Pilgerfahrt ins Heilige Land, wie ja bereits in der Pfadfinder Mariens berichtet.

Rund um den Globus

Es wird Sie nicht mehr verwundern zu hören – wenn Sie regelmäßige Leser der Pfadfinder Mariens sind -, dass unsere erwachsenen Pfadfinder auch wieder rund um den Globus auf Fahrt waren. Bei einer Großfahrt nach Lappland und die Lofoten wurde dabei ein Diensteinsatz bei dem nördlichsten Zisterzienserkloster der Erde gemacht. Während unsere Raider (Männer ab 17 Jahre) eben z.B. durch Lappland, Israel, Island, Albanien und die Pyrenäen unterwegs waren, erkundeten die Raiderinnen (Frauen ab 17 Jahre) auf verschiedenen Fahrten die Türkei, Georgien, Armenien, Island, sowie mit zwei verschiedenen Runden Finnland.

Schrifttum

Auch am Schreibtisch wurde pfadfinderisch gearbeitet. So konnten wir 2018 nun das komplett überarbeitete Zeremoniell herausbringen, in dem die verbindlichen Zeremonien der KPE beschrieben und erklärt sind. Unser Pfadfinderliederbuch „Die Klampfe“ wurde nun aus der Zusammenlegung zweier Vorläufer-Liederbücher zu einem im Lager geschickt nutzbaren, kleinformatigen Ringbuch umfunktioniert. Zusätzlich gibt es seit diesem Jahr auch ganz neu ein eigenes religiöses Liederbuch der KPE mit dem Namen „Psallite“. Dort sind für Anbetung, Hl. Messe und sonstige religiöse Gelegenheiten Lieder in mehrstimmigen Sätzen enthalten, eine große Bereicherung unseres Schrifttums. Im Frühjahr wurde unsere Pfadfinder Mariens dann auch noch multimedialer: Es gibt nun eine eigene Homepage unter www.pfadfinder-mariens.de, auf der bequem in älteren Ausgaben – nach Themen sortiert – nachgelesen werden kann.

Zum Abschluss

Während ich diesen Artikel schreibe ist das Jahr noch nicht vollendet, noch steht die Herbstakademie zum Themenkreis „Glaube – Kultur – Gesellschaft“, u.a. mit Alexander Graf von Schönburg sowie ein europäisches Truppsippenwochenende auf dem Odilienberg bei Straßburg an. Die Unterstützungsstrukturen für die Gruppenführungen werden weiter ausgebaut, am neuen Wölflings-Probenheft und den Spezialabzeichen für die Pfadfinderstufe wird gearbeitet.

Ihnen allen darf ich nach diesem Parforceritt durch das Pfadfinderjahr 2018 herzlich im Namen von Bundesführung und Vorstand der KPE danken für Ihre Unterstützung unserer Jugendarbeit, für Ihr Gebet und Ihre Spenden. Wir haben viele begeisterte junge Menschen in der KPE, die ehrenamtlich ihre Freizeit für unsere katholische, pfadfinderische und europäische Jugendarbeit opfern. Ohne unsere Freunde und Förderer geht es aber nicht, deshalb bitte ich Sie weiterhin um Ihre Unterstützung.

Ihnen allen wünsche ich gesegnete Weihnachten und Herzlich Gut Pfad!

Marcus Morath, Präsident der KPE

(Erschienen in PM 145 12-2018, S. 3-6)

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