„Oh die Frau sieht aber schön aus“

von Anna-Lena Waxenberger

Das war die erste Reaktion eines Wöllingsmädchens, nachdem wir unsere Meutenstunde mit einem Gebet vor der Muttergottes angefangen hatten. Das Besondere an der Situation: Das Mädchen- ganz neu in der Gruppe- hatte bis dato mit dem katholischen Glauben wenig Kontakt.

Am vierten Advent des letzten Jahres erreichte uns in Erding die Wandermuttergottes der KPE, die seit der Bundeswallfahrt durch die einzelnen Stämme in ganz Deutschland wandert. Am selbigen Tag fand bei uns unsere traditionelle Waldweihnacht statt, die einzelnen Gruppen trafen sich bereits nachmittags im Wald, um dort den Übertritt zu feiern. Der Höhepunkt des Tages ist der gestaltete Rosenkranz und die feierliche hl. Messe im Kerzenschein. Hier luden wir auch die Eltern und Geschwister der Jungen und Mädchen ein. Das Besondere in diesem Jahr war, dass wir die Wandermuttergottes feierlich begrüßen durften. Vor dem Segen erneuerten wir dann die Weihe an die Muttergottes und baten auch um Schutz für jeden Einzelnen im kommenden Jahr. Am Lagerfeuer mit Punsch, Glühwein und Lebkuchen endete dieser ereignisreiche Tag.

Schon im Vorhinein fragte ich bei einigen Familien an, ob sie die Muttergottes über Weihnachten und Neujahr für zwei bis drei Tage in ihren Familien aufnehmen wollten. Noch am selben Tag schickte ich sie dann mit einem Plan versehen auf die Reise durch vierzehn Familien. Mit ihr habe ich ausgemacht, dass ich mich gerne um Familien kümmere, die sie aufnehmen, aber sie sich dann selbst um den jeweiligen Transport und Aufenthalt quer durch den Landkreis kümmern muss. Im Nachhinein muss ich ehrlich gesagt gestehen, dass ich sehr überrascht war, als sie nach drei Wochen dann wirklich in unserer Meutenstunde ankam. Diese kleine Begebenheit lehrte mich einmal mehr ihr zu vertrauen: Wenn wir ihr den Weg bereiten, dann gibt sich der Rest immer von selbst und alle Zweifel werden ausgeräumt.

Das Schöne an der Arbeit als Wöllingsführung ist für mich nach wie vor, dass man unendlich viel von den Kindern lernen kann. Besonders die Einfachheit, wie Kinder Sachverhalte verstehen und ausdrücken, ist oft genial. Hier zum Schluss möchte ich Ihnen noch die Begegnung der Kinder mit der Wandermuttergottes, wie ich es in der Einleitung schon kurz angeschnitten habe, erzählen. Zurzeit sind in meiner Gruppe einige Mädchen, die bisher wenig über den kath-olischen Glauben erfahren haben. Dadurch fällt es mir nicht immer leicht das passende Maß zu finden, um niemanden zu überfordern, aber dennoch etwas von der unendlichen Liebe Jesu weiterzugeben. Als nun die Muttergottes in der Stunde ankam, packten wir sie gemeinsam aus und stellten sie in unsere religiöse Ecke. Während ich mir noch Gedanken machte, wie ich jetzt die besondere Situation erklären und mir ein passendes Gebet überlegen konnte, kam schon der Satz: „Oh, die Frau sieht aber schön aus“. Ich fragte sie, warum sie so schön aussieht. Nach kurzem Zögern kam folgende Antwort von einer Achtjährigen: „Sie hat total schöne Augen und schaut mich so lieb an“. Dieses Mädchen hat mit einem Blick mehr verstanden als ich ihr je hätte erklären können. – Verlieren wir nie den Blick auf das Wesentliche, sie, unsere Mutter, schaut jeden Einzelnen mit einer unendlichen zärtlichen Liebe an!

Herzlich Gut Pfad Anna-Lena

(Erschienen in PM 1/2017, S. 8)

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