KPEler engagieren sich in den Ferien rund um den Globus
Lagerfeuer, Wandern, Zelten – daran denkt man beim Wort „Pfadfinder“. Aber das Leben einer Pfadfindergruppe ist mehr als Abenteuer und Romantik.
Beim gemeinsamen Einsatz für soziale Projekte bleibt Nächstenliebe kein abstraktes Ideal, sondern wird konkret und prägt jeden Einzelnen. Täglich eine gute Tat. In der Altersstufe der Ranger und Rover kann die gute Tat auch besondere Formen annehmen. Im Rahmen ihrer Sommerfahrten unterstützten KPEler in diesem Jahr Hilfsprojekte auf der ganzen Welt: von Norwegen bis nach Sambia, von Peru bis nach Armenien.
Setubal/Portugal
Schwester Lorraine war früher im Saarland Pfadfinderin bei der KPE und arbeitet heute als Mutter-Teresa-Schwester in Setubal/Portugal in einem Heim für Kinder mit schwersten Behinderungen. Zwei Pfadfinderinnengruppen aus dem Allgäu und dem Schwarzwald, die anlässlich des 100-jährigen Jubiläums von Fatima in Portugal unterwegs sind, wollen Sr. Lorraine besuchen und den Schwestern bei ihrer Arbeit helfen. Und die Schwestern nehmen sie beim Wort: Die Pfadfinderinnen wickeln und füttern Babys, helfen den Kindern beim Waschen und Ankleiden, putzen die Räumlichkeiten,
schieben Rollstühle, singen gemeinsam, spielen gemeinsam, beten gemeinsam. Zusammen mit den sechs Schwestern leben auch zwei alleinstehende Mütter von Kindern mit Down-Syndrom im Heim. Die jungen Helferinnen sind schwer beeindruckt vom Zusammenhalt dieser Gemeinschaft, aber auch vom täglichen Arbeitspensum.
Oslo/Norwegen
Nur 4% der Menschen in Norwegen sind katholisch, 86% gehören der lutherischen Staatskirche an. Das Dominikanerkloster in Oslo versteht sich als Ort, der den inhaltlichen Austausch zwischen den christlichen Konfessionen ermöglichen will. Ob man dieses Anliegen irgendwie tatkräftig unterstützen kann? Mit einem Einsatz von 30 jungen Männern? Das überlegen drei Gruppen von älteren Pfadfindern aus Köln, Dietmannsried und Mühldorf am Inn. Es dauert einige Zeit, bis sich die Dominikaner aus Oslo mit einer Antwort zurückmelden. Ja, der Klostergarten, der als Stätte der Begegnung gedacht ist, soll umgestaltet werden. Dazu könnten sie freiwillige Helfer gebrauchen. Die Pfadfinder sagen zu. Und so geht es nach einer mehrtägigen Wanderung durch den Nationalpark der Hardangervidda zurück nach Oslo, wo sie bei den Umbauarbeiten im Klostergarten graben, schieben, schleppen, schneiden, mähen… und schwitzen.
Tsaghkadzor/Armenien
Eine überregionale Roverrunde unternimmt eine fünfwöchige Fahrt in die schönsten Regionen von Armenien. Aber man will nicht nur die Natur erkunden, sondern auch helfen. Die erste Wanderung endet in Tsaghkadzor, wo die Pfadfinder armenisch-katholische Schwestern bei einem Sommercamp unterstützen, zu dem rund 220 Kinder aus besonders bedürftigen Familien gekommen sind. Vormittags beteiligen sich die Jugendlichen als „Lehrer“ an Workshops zu Englisch, Französisch, Musik, Computergrundwissen und Sport. Geht das ohne Armenisch-Kenntnisse? Diese Bedenken hatte man schon im Vorfeld angesprochen. Doch Schwester Arousiag, die Leiterin des Camps, hatte erklärt: „Language is no problem. As you well know, giving love and attention to orphans and abandoned, poor and needy children does not require a spoken language; you just let the heart speak.“ Und sie hat Recht behalten! Die Verständigung ist nie ein Problem. Den Nachmittag verbringen die Volontäre einfach mit den Kindern bei Spiel und Sport und Plaudern. Liebe und Aufmerksamkeit schenken: Kommunikation in der Sprache des Herzens. Noch deutlicher spürbar wird diese Verbundenheit in der Kapelle, wenn man sich gemeinsam zum Gebet trifft: Die meisten Kinder gehören der armenisch-apostolischen Kirche an, nur wenige sind katholisch. So wird das Gebet am Morgen und Abend zur ökumenischen Begegnung.
Neben den „pädagogischen“ Einsätzen gibt es auch eine Menge handwerklicher Aufgaben: Die Pfadfinder reparieren Betten, Schränke und Stühle, pflegen die Außenanlagen, helfen in der Küche, installieren große Plakate zu den Stationen im Leben Jesu und vieles mehr.
Spitak/Armenien
Nochmals Armenien. Nach einer Woche im Kindercamp in Tsaghkadzor brechen die Pfadfinder in den Dilijam-Nationalpark auf und von dort weiter zur Besteigung des Aragats, der mit 4092 m der höchste Berg Armeniens ist. Dann aber steht wieder ein Hilfsprojekt auf dem Programm: Es geht nach Spitak in ein Heim für Kinder mit Behinderung, das nach dem großen armenischen Erdbeben 1988 gegründet wurde. Dort helfen sie bei den täglichen Hausarbeiten mit, sie pflegen die Gartenanlagen, ernten reife Johannisbeeren und spielen mit den Kindern. Vor allem das gemeinsame Singen findet großen Anklang – wichtig ist die Freude, die man schenken kann, nicht das musikalische Ergebnis. Die Tage in diesem besonderen Haus vergehen wie im Flug. Am Ende steht fest: Ja, wir konnten ein wenig Hilfe schenken, aber vor allem sind wir selber die Beschenkten. Es wird ein Abschied, der nicht leichtfällt.
Lourdes/Frankreich
Die Pfadfinderinnen aus Köln, Riesenbeck, Ebersbach und Salzburg sind in Südfrankreich unterwegs. In Lourdes am Fuß der Pyrenäen lagern sie auf dem internationalen Jugendzeltplatz. Sie sind hier, um den berühmten Wallfahrtsort zu besuchen, aber sie sind auch als freiwillige Helfer bei der Betreuung der vielen kranken und alten Pilger angemeldet. Gleich beim ersten Einsatz werden sie auf verschiedene Hotels aufgeteilt, wo sie mit den für Lourdes typischen Spezialrollstühlen die Kranken abholen. Zu zweit und zu dritt übernehmen sie einen Wagen und bringen „ihren Pilger“ zum Platz vor der Grotte, wo die Lichterprozession startet. Auf diese Weise kommen sie ganz natürlich ins Gespräch mit den Patienten, die sich freuen, von den jungen Mädchen chauffiert zu werden. Damit ist die Aufgabe der Pfadfinderinnen für die nächsten beiden Tage vorgezeichnet: Am Morgen holen sie die Patienten an ihrer Unterkunft ab. Die Zeit, bis alle bereit sind, wird mit Gesang überbrückt. Einige der Kranken singen nun ihrerseits Lieder, ein älterer Mann spielt sogar auf seiner Mundharmonika…Vormittags findet in der großen Basilika St. Pius X. eine internationale Messe statt, zu der die Kranken mit den Rollstühlen gebracht werden. Auf dem Hin- und Rückweg steht so mancher Abstecher in Souvenirläden an, um für die Kranken die gewünschten Andenken zu kaufen… Zwei Tage Diensteinsatz – aber die Mädchen sind sich sicher, dass diese Zeit zu den schönsten Tagen des ganzen Sommerlagers gehört hat.
Tiflis/Georgien
Nach acht Tagen kommen die Pfadfinder vom Bodensee aus dem Großen Kaukasus zurück nach Tiflis, der Hauptstadt Georgiens. Sie beziehen Quartier im Obdachlosenheim der Missionaries of Charity, die den Menschen, die auf der Straße leben, hier eine Bleibe ermöglichen. Menschen jeden Alters, jeder Religion, Menschen mit Behinderungen. Der Einsatz der Pfadfinder verläuft zweigleisig: Einerseits Kontakt und Unterhaltung mit den Obdachlosen – aufgrund der Sprachbarriere ist das nicht immer einfach. Wie so oft gelingt es am einfachsten mit Musik. Die Gitarre wird zum Brückenbauer. Die Jugendlichen veranstalten regelrecht ein Konzert, das sich bald zur Tanzveranstaltung weiterentwickelt… Andererseits können sie neben dem sozialen Einsatz im Haus auch handwerklich helfen: Bänke abschleifen und neu streichen, Unterstützung in der Großküche, die ununterbrochen im Einsatz ist, Restauration des Kapellenkreuzes, Fenster putzen, Ausräumen und Säubern des Dachbodens, Reinigung und Reparatur von unzähligen Rollstühlen und Rollatoren und vieles mehr. Besondere Momente bringt das gemeinsame Gebet in der Hauskapelle. Mit einem erfüllten und zugleich weinenden Herzen heißt es nach drei Tagen Abschied nehmen.
Cusco/Peru
Nach einer Woche Fahrt am Titicaca-See und in den bolivianischen Anden erreicht die Südamerika-Fahrtengruppe – es sind 10 Pfadfinderinnen aus ganz Deutschland – das Kinderheim in Cusco in Peru. Die Brüder und Schwestern der „Diener der Armen der dritten Welt“ nehmen hier u.a. behinderte Mädchen und Jungen auf, die von ihren eigenen Familien nicht selber betreut werden können und im Kinderheim eine neue Heimat gefunden haben. Schnell werden die neuen Helferinnen in ihre Aufgaben eingeführt: Die Pfadfinderinnen füttern und waschen die Kinder, helfen beim Ankleiden und begleiten sie durch den Alltag – bis hin zum Gute-Nacht-Gruß am Abend. Weil der sprachliche Kontakt mit den Kindern wegen fehlender Sprachkenntnisse der Gäste und auch aufgrund der schweren Beeinträchtigungen der Kinder nicht wirklich möglich ist, verläuft die Kommunikation von Herz zu Herz: durch Blicke, Gesten… und vor allem durch Lieder! „Cantare, cantare…“ schallt es durch die Zimmer. Besonderer Beliebtheit erfreut sich bei Juanita, einem sehr musikalischen Mädchen im Rollstuhl, das Pfadfinderlied „O Mamamamamama mia“ über eine Autofahrt in den Abruzzen. Beim „Mama… mia“ singen und klatschen die Kinder begeistert mit. Jesenia, ein 16-jähriges Mädchen, das weiß, dass sie nur noch wenige Monate leben wird, hat am Abendlied „Es will das Licht des Tages scheiden“ besonderen Gefallen gefunden. Sie ist an das Bett gebunden und muss aufgrund ihrer schleichenden Lähmung mittlerweile gefüttert und gepflegt werden. Doch ihre Lebensfreude hat sie nicht verloren. Im Gegenteil, sie scheint alle Begegnungen viel intensiver zu empfinden. Die Besuche der Pfadfinderinnen, egal ob einzeln oder als Gruppe, bringen ihre Augen zum Leuchten. Immer wieder bittet sie um das Lied und beim Refrain „Ave Maria“ stimmst sie selbst mit ein.
Zusammen mit den Schwestern des Ordens besuchen die Pfadfinderinnen auch Dörfer in den umliegenden Bergen. Es genügt, für die Kinder auf dem Dorfplatz mit Gitarre und Mandoline ein Lied zu singen, und schon drängen sie sich zu der willkommenen Abwechslung. Anschließend spielen die Pfadfinderinnen und Schwestern mit den Kindern, beten Rosenkranz, essen gemeinsam und feiern die Hl. Messe. So gelingt es auch ohne große materielle Hilfsgüter den Menschen in Armut etwas zu schenken: Lieder, Aufmerksamkeit, Freude, Glauben.
Schio/Italien
Die Sommerfahrt der Erdinger Pfadfinder führt auf die italienische Seite der Alpen. Zehn Tage waren sie von Bozen her unterwegs. Jetzt sind sie in Schio in Venezien angekommen, einem Marienwallfahrtsort in der Mitte des Dreiecks Trient, Verona, Padua. Hier nehmen sie sich Zeit, im Heiligtum geistlich aufzutanken. Aber gemäß dem Motto der älteren Pfadfinder „Ich diene“ wollen sie sich auch ganz konkret engagieren und einen Dienst leisten. Die Wallfahrtsleitung freut sich über die Idee. Schnell sind entsprechende Aufgaben gefunden und schon bald verteilen sich Zweiergruppen an verschiedene „Baustellen“: Man schleift Bänke ab, lackiert sie neu, pflegt Außenanlagen und Gehwege, reinigt Treppen und Stiegen und vieles mehr. Ein Team wird einer älteren Frau zugeteilt, um ihr bei der Gartenarbeit unter die Arme zu greifen. Gemeinsam helfen macht Freude – so die Erfahrung. Als sie am Ende des Einsatzes zu einer zukünftigen Fortsetzung eingeladen werden, sagen die Pfadfinder spontan für eine ganze Woche zu…
Sambia
Einen konkreten Diensteinsatz in Sambia gab es in diesem Jahr leider (noch) nicht. Doch seit Herbst 2016 haben viele KPE-Gruppen in kleinen Aktionen Geld für die KPE-Partnerpfadfinder in Sambia gesammelt: durch Kuchenverkauf bei Elternabenden und Pfarrveranstaltungen, durch Straßensingen und vieles mehr. Ziel der Aktion war es, die Jugendarbeit der Yususfu – so werden die Pfadfinder in Sambia genannt – zu unterstützen, vor allem auch im Hinblick auf Grundausrüstung, die für eine Pfadfindergruppe notwendig ist. Die Idee zu diesem Projekt war im Sommer des vergangenen Jahres anlässlich eines Treffens von KPE-Pfadfindern mit Erzbischof Ignatius Chama und Bischof Justin
Mulenga und mehreren Priestern aus Sambia entstanden. Die Aktion war so erfolgreich, dass das Pfadfindermaterial nun per Container nach Afrika verschifft werden muss. So hoffen nun die Pfadfinder, dass in Zukunft auch ein direktes Hilfsprojekt in Sambia vor Ort möglich sein wird.
(Erschienen in PM 141 3-2017, S. 18-21)
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