60 Jahre Union Internationale des Guides et Scouts d’Europe – Fédération du Scoutisme Européen (UIGSE-FSE) und 40 Jahre Katholische Pfadfinderschaft Europas (KPE):
Das ergibt gleich zwei Gründe für die KPE, den Neu-Ulmer-Singewettstreit in diesem Jahr zu einem Bundesfest der Superlative werden zu lassen. 2016 ist ein Jahr des Feierns von „K“, von „P“ und von „E“.
von Maria Dux
EIN BLICK ZURÜCK
Vor 60 Jahren, im November 1956, trafen sich 50 engagierte Pfadfinderführer in der Machabäerstraße in Köln, um etwas Neues entstehen zu lassen: einen internationalen Pfadfinderverband, der sowohl die pfadfinderischen Methoden Baden-Powells als auch das Christentum als Fundament und die Idee eines vereinten, christlichen Europas in sein pädagogisches Konzept aufnahm.
Inspiriert und überzeugt von dieser Idee gründeten P. Hönisch und Günther Walter, zusammen mit Führern der Stämme Gießen, Offenbach am Main und Erlenbach zwanzig Jahre später im Februar 1976 die KPE als nationalen Bund im internationalen Dachverband FSE.
Seitdem sind 40 Jahre ins Land gezogen. Und viele KPEler haben „zahlreiche Abenteuer erlebt, waren in der Ferne, auf Bergen und in Tälern, in Wüsten und auf Meeren. Sie haben gesungen, geknotet, gekocht und gelacht. Haben treu die Sakramente empfangen, Hilfstransporte für Bedürftige durchgeführt und sich für den Schutz des Lebens eingesetzt […]“1, nicht immer der Masse folgend und nicht immer Beifall einheimsend. Aber: „Für diese Treue sind die Pfadfinderinnen und Pfadfinder der KPE bekannt; das ist sozusagen ihr ‚Markenzeichen‘ […] Darauf kommt es an: in Zeiten, in denen es Gott und der Kirche manchmal recht schwergemacht wird, mutig und selbstverständlich dazu zu stehen, auch und gerade dann, wenn man dafür selbst angegriffen wird.“2
Das Pfadfinderkonzept nach Baden-Powell, basierend auf dem Fundament des katholischen Glaubens, mit gelebter marianischer Frömmigkeit, hat die 40jährige KPE-Statistik nachhaltig geprägt. Bei den erfreulich großen Zahlen an Eheschließungen und Priesterberufungen geht es in der KPE immer um den Einzelnen.
EIN BLICK INS HIER UND JETZT
Das 40-jährige Jubiläum der KPE fällt mit dem heiligen Jahr der Barmherzigkeit zusammen, das Papst Franziskus am 08. Dezember 2015 feierlich eröffnete: ein Grund mehr, sich auch auf das „K“ des Bundes zu besinnen. Lob und Dank gilt dem himmlischen Vater für seinen Segen und für die Gnaden, die er uns in den vergangenen Jahrzehnten schenkte.
40 Jahre KPE – das ist wahrlich ein Grund zum Feiern. Und zu diesem Anlass lud der Vorstand des Bundes alle großen und kleinen Pfadfinder, Eltern und Freunde zu einem gigantischen Bundesfest mit Singe- und Filmwettstreit am 27. Februar 2016 ins Edwin-Scharff-Haus nach Neu-Ulm ein. Knapp 1000 Gäste sind dieser Einladung gefolgt, unter ihnen auch „KPE-Urgesteine“ aus Gründungszeiten wie Günther Walter, Gisela Scholtissek, Edeltraut Wessler und Pater Richard
Pühringer. Es wurde ein gelungenes „Familienfest“ mit einem bunten Programm aus Vergangenheit und Gegenwart. Den Besucher begleiteten bereits beim Hinaufgehen in den Festsaal die kleinen Geschichten und Abenteuer aus dem pfadfinderischen Leben der einzelnen Gruppen und Stämme durch aufwändig illustrierte Stellwände. Im Saal angekommen erwarteten dann abwechslungsreiche Darbietungen des Singe- und Instrumentalwettstreits, ein Zusammenschnitt der Filme des Filmwettbewerbs mit tollen Einblicken ins Lager- und Fahrtenleben der KPE und gelegentliche Auflockerungen durch kleine Theaterbeiträge aus den verschiedenen Bundesländern. 40 Jahre KPE bedeuten auch 40 Jahre musikalisches Engagement auf höchstem Niveau, sodass passend zum diesjährigen Jubiläum eine CD mit einer Zusammenstellung musikalischer Leckerbissen aus den letzten vier Jahrzehnten erschien.
Den vergangenen Zeiten wurde durch einen Filmzusammenschnitt vieler schöner Bilder gedacht und ein gelungener Bogen in gegenwärtige Zeiten geschlagen, der verdeutlichte, dass das Pfadfindertum eine Bewegung ist, die es immer weiter vorwärts zieht.3
Seinen Schlusspunkt fand dieser Tag in einer zünftigen Abendrunde mit alten Fahrten-Gassenhauern, neueren und selbstkomponierten Klängen aus den eigenen Reihen, Spiel und Spaß unter Pfadfinderschwestern und -brüdern.
„Auch in diesem Jahr haben in Neu-Ulm wieder leuchtende Kinderaugen den Virtuosen auf der Bühne gelauscht und werden nun insgeheim planen, auch einmal so mit Inbrunst zu singen und zu musizieren und auf solche Lager zu gehen, wie sie in den Filmen zu sehen waren […]“4. Die Sehnsucht nach mehr „P“ ist geweckt worden.
Auch das „E“ bekam an diesem Bundesfest seine Bühne: Einen ganz besonders feierlichen Höhepunkt stellte die Übergabe der „Flame“ dar, die anlässlich des 60-jährigen Bestehens des europäischen Dachverbandes UIGSE-FSE zu einem Staffellauf durch die einzelnen nationalen Verbände der UIGSE angetreten war. Im Jubiläumsjahr hat diese Schnitzarbeit aus Holz, die symbolisch das Feuer des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe in die einzelnen Gruppen und Verbände tragen soll, 22 Nationen von Russland bis Kanada zu durchlaufen und führt unter den über 60.000 Mitgliedern der UIGSE hoffentlich zu einer neuen Entfachung dieses Feuers. Die Union wächst weiterhin – auch über die Grenzen Europas hinaus. Seit 2003 ist sie eine anerkannte Organisation des päpstlichen Laienrates, dem Dikasterium der Weltkirche, das für die Förderung und Koordinierung des Laienapostolats zuständig ist.
Vor der Kulisse der 22 Nationalflaggen des Dachverbandes übergab der Präsident der KPE, Marcus Morath, die „Flame“, die Uri (Uwe Richardt) eine Woche zuvor aus Litauen geholt hatte, an die Delegation des Schweizer Bundes.
Die Idee eines Europas auf dem Werte-Fundament des christlichen Glaubens als einigendes Band der verschiedenen Nationalitäten untereinander gewann so eine symbolische Plastizität.
Was bleibt, sind neben dem spektakulären Programm auf der Bühne sicherlich vor allem auch die vielen persönlichen Begegnungen am Rande dieses Großereignisses, die das Jubiläum zu einem unvergesslichen Ereignis werden ließen.
Den vorläufigen Schlusspunkt setzte am Sonntag die Begegnung zwischen Schöpfer und Geschöpf in der festlichen heiligen Messe zum Lob und Dank für die vergangene Zeit und die Bitte um weitere segensreiche Jahre.
Wer noch mehr Lust auf „40 Jahre KPE“ hat, ist am 11./12. Juni herzlich zur großen Bundeswallfahrt mit spannendem Vorprogramm für Groß und Klein nach Retzbach (bei Würzburg) eingeladen!
EIN BLICK NACH VORNE
„Ich kenne Deine Werke. Siehe, ich habe dir eine offene Tür bereitgestellt, die niemand schließen kann. Zwar hast du nur geringe Kraft, aber du hast mein Wort bewahrt und meinen Namen nicht verleugnet. […] Du hast Dich an mein Gebot gehalten, standhaft zu bleiben; daher werde auch ich zu Dir halten und Dich bewahren […]“5
Getragen vom Vertrauen in diese Offenbarung wird die KPE ihren Weg weitergehen: in der pfadfinderischen Methodik basierend auf dem katholischen Glauben. „Sie wird Kindern, Jugendlichen [und junggebliebenen Erwachsenen] auf ihren Lagern das echte Leben zeigen abseits eines Lebens aus der Konserve, der Scheinwelt aus Computern, Fernsehern, Smartphones und abendlicher Zerstreuung […] Auf ihrem Weg sollen die Kinder aufwachsen dürfen in Familien mit Mutter, Vater und Geschwistern. Sie sollen christliche Werte, wie sie im Grundgesetz und den Landesverfassungen verankert sind, für sich mit Leben füllen, wertvolle Mitglieder der Gesellschaft werden und gleichzeitig in der Welt, aber nicht von der Welt sein. [Das ist] eine unheimlich schwierige Aufgabe für Eltern und Erzieher, aber vor allem
für die jungen Menschen […]!“6
So ergeht der Appell an alle Pfadfinderinnen und Pfadfinder: „[Der himmlische Vater] sieht unser Bemühen, an seinem Wort und seinen Geboten festzuhalten und ihn nicht zu verleugnen, selbst dann nicht, wenn andere uns für unsere Zugehörigkeit zu ihm und seiner Kirche beziehungsweise zur Pfadfinderschaft verspotten. Bleibt treu, haltet weiterhin zu ihm! Er und seine Kirche brauchen Euch. Denn nichts kann das Herz der Menschen besser erreichen als das mutige und frohe Zeugnis junger Leute, die erkennen lassen, dass die Freude an Gott ihre Kraft ist (vgl. Neh 8,10) und dass es schön ist, katholisch zu sein. Ihr habt da eine echte Mission, insbesondere unter Euren Altersgenossen! Ich weiß, dass das nicht immer leicht ist. Aber habt keine Angst! Gott lässt seine Freunde nicht hängen. Er möge Euch Eure Treue reich vergelten!“7
In diesem Sinne: Hemdsärmel aufgerollt im „Allzeit bereit“ für die kommenden Aufgaben in den nächsten 40 Jahren!8
1Aus dem Grußwort des Präsidenten der KPE, Marcus Morath, zum Bundesfest am 27.02.2016
2Aus dem Grußwort zum Bundesfest von seiner Exzellenz Florian Wörner, Weihbischof von Augsburg.
3Vgl. hierzu Baden-Powell: „Es ist eine Bewegung, weil sie sich vorwärtsbewegt. Sobald sie aufhört, sich zu bewegen, wird sie zu einer Organisation, und ist fortan keine Pfadfinderei mehr.“
4Aus dem Grußwort des Präsidenten der KPE, Marcus Morath, zum Bundesfest am 27.02.201
5Offb 3,8 +10
6Aus dem Grußwort des Präsidenten der KPE, Marcus Morath, zum Bundesfest am 27.02.2016
7Aus dem Grußwort zum Bundesfest von seiner Exzellenz Florian Wörner, Weihbischof von Augsburg.
8Baden-Powell sagte einmal: „Pfadfinder tragen die Ärmel ihrer Hemden aufgerollt, weil ihnen dies mehr Freiheit gibt, aber es entspricht auch ihrem „Allzeit bereit“ für jede Aufgabe, die sich ergeben mag.
(Erschienen in PM 136 2-2016, S. 3-5)
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