von P. Markus Christoph, SJM
Liebe Pfadfinderinnen
und Pfadfinder, liebe Eltern und
Freunde,
herzlich willkommen hier in Neu-Ulm. Im letzten Jahr haben wir einen runden Geburtstag gefeiert: 15 Jahre Singewettstreit. Auch heuer begehen wir ein Jubiläum: Bis vor 10 Jahren hat immer P. Andreas Hönisch diese Eröffnungsrede gehalten und anschließend durch das Programm geführt – bis er am 25. Januar 2008 ganz plötzlich vom Herrn abberufen wurde. Aufgrund dieses Jubiläums darf 2018 der Bundeskurat hier stehen und ich möchte die Gelegenheit nützen, um an P. Hönisch erinnern, der den Älteren sicher noch gut im Gedächtnis ist, aber der gerade den Jüngeren hier im Saal nur noch aus der 3. Grad -Erprobung über die Geschichte der KPE bekannt ist.
P. Hönisch war nicht nur der Mitbegründer der KPE, er war ganz wesentlich der Inspirator dieses Singewettstreits. Schon 1992 rief P. Hönisch zusammen mit anderen befreundeten Pfadfinderbünden den „Augsburger Singewettstreit“ ins Leben, der in der dortigen großen Kongresshalle stattfand und der dann vier Jahre später unter dem Namen „Würzburger Singewettstreit“ nach Würzburg verlegt wurde. 2003 ergriff P. Hönisch nochmals die Initiative und wagte die Gründung eines weiteren Singewettstreits hier im Edwin-Scharff-Haus – mit moralischer Unterstützung von Günther Walter und organisatorischer Hilfe durch Edeltraud Wessler (ich glaube, diese beiden Stützen muss man genauso nennen wie P. Hönisch). Damit war der Neu-Ulmer Singewettstreit geboren. In all diesen Jahren hat P. Hönisch immer auch selber aktiv am Wettstreit teilgenommen: als schwungvoller Klampfenspieler zusammen mit seinem Pfadfindertrupp aus Marienfried, dessen Kurat er war, als enthusiastischer Chefdirigent des Bundessingekreises – der hier eigentlich (fast ☺) immer den ersten Platz belegt hat (beinahe langweilig), oder virtuos am Cembalo mit dem Bundesinstrumentalkreis bei der Aufführung irgendeines Barock-Werks – am besten von Johann Sebastian Bach, seinem Lieblingskomponisten.
Singen und Instrumentieren waren für P. Hönisch ganz zentrale Anliegen seiner Arbeit in und mit der KPE. Warum eigentlich? War er nicht Bundeskurat? In einem Interview mit der Pfadfinderzeitschrift „Scouting“ direkt nach dem ersten Augsburger Singewettstreit erklärte er: „Ich will die natürlichen und guten Dinge im Menschen fördern und ausbauen, den jungen Menschen zu einer gesunden Entwicklung an Seele und Leib verhelfen.“
Ja, P. Hönisch war überzeugt, dass das aktive Singen von Fahrtenliedern, Volksliedern und klassischer Musik in den Jugendlichen ein Gespür für das Schöne und Wertvolle wachsen lässt. In einer Zeit, in der sich unser Alltag großteils in einer Welt des Lärms und der Hektik und der Hässlichkeit abspielt, wollte er mit den Singewettstreiten Räume schaffen für Stil und Niveau und gleichzeitig die Jugendlichen ermutigen und motivieren, selber aktiv zu musizieren, selber Musik zu machen, kreativ eine neue Kultur zu schaffen, die Ausdruck ist einer lebendigen Freude am Schönen. Scouting is doing. Dieser pfadfinderische Grundsatz galt für P. Hönisch nicht nur für Zelt und Lagerfeuer, sondern genauso im musischen und kulturellen Bereich. Darum ermutigte er die Pfadfinderinnen und Pfadfinder zu mehrstimmigen Singen, zum Aufführen von klassischer Musik, zum Erlernen von neuen Instrumenten – und wenn er erst selber eine Oboe kaufen musste, um sie anschließend zu verleihen… Nie hat es ihn verdrossen, wenn der Auftritt einer Gruppe mal nicht perfekt war, wenn ein Ton unsauber war oder jemand einen Einsatz verpasste. Für ihn war es ein Erfolg, wenn sich Jugendliche an große Musik heranwagten, wenn sie eine Begeisterung und Faszination für gute und große Musik entwickelten. Es ist mir unvergesslich vor Augen, wie P. Hönisch mit seinen großen Kopfhörern die neueste Singewettstreit-CD anhörte und immer wieder ausrief: „Wahnsinn“ – „Droge“ ‒ „saaaagenhaft“.
„Musik ist einfach ein Hobby von mir,“ erklärte er im besagten Scouting-Interview. „Aber ich bin der Meinung, dass der liebe Gott die Hobbies ausnützt und aus Hobbies Profit schlagen will.“ P. Hönisch war überzeugt: Wer einen Sinn für das Schöne entwickelt, der wird auch leichter den Weg zu Gott finden, weil Gott die Quelle alles Schönen ist – nicht als abstraktes Ideal, sondern als Person – Christus selbst: „Schönster Herr Jesus“ – singen wir so oft. Singen und Musizieren als Wege, die zu Gott führen!
Es war diese Spannweite der pfadfinderischen Methode, die P. Hönisch als Bundeskurat auszeichnete und die er der KPE gerade in der Form der Singewettstreite als besonderes Charisma hinterließ. P. Hönisch weilt heute nicht mehr unter uns. Aber sein Grundanliegen ist hoffentlich weiterhin in Neu-Ulm lebendig; es ist für uns Erbe und Auftrag zugleich.
Darum ist es schön, dass sich in diesem Jahr so viele Gruppen wie schon lange nicht mehr (oder wie noch nie?) angemeldet haben. Willkommen hier auf der Bühne! Auch alle Zuhörer darf ich im Namen der KPE herzlich begrüßen, alle Abordnungen aus der UIGSE, unserem europäischen Dachverband, alle Gäste aus anderen Bünden, vor allem die Gäste von der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg, die Abordnung der Christlichen Pfadfinderschaft Deutschlands (CPD), eine Vertretung von der Freien Pfadfinderschaft Kreuzritter, … aber auch alle Gäste, Eltern und Freunde. Freuen wir uns auf viele schöne und wertvolle Beiträge.
(Erschienen in PM 142 1-2018, S. 21-22)
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