Erfolgreiche Inklusion: ein bayrisches Landesstufentreffen aus hessischer Sicht

von Annalia Machuy

Etwa hundert Bayern, eine Handvoll Hessen, ein Franzose und ein (ganz besonderer) Österreicher:
auf dem diesjährigen Landesstufentreffen Bayern in Alsmoos war wie immer jeder willkommen. Dieses Jahr war ich der Einladung zum ersten Mal gefolgt und gespannt, was mich und meine hessischen Wurzeln dort erwarten würde. Einige Gesichter waren noch fremd, die Sprache nicht immer leicht verständlich und das Pfadinderhaus in Petersdorf bisher unbekannt. Das Gefühl, als innerdeutscher Ausländer in eine neue Kultur einzutauchen, war nicht ganz unbegründet. Eine ebenfalls hessische Freundin sprach von Inklusion. Nun gut, der Tag würde zeigen, ob und wie dieses Konzept in kultureller Hinsicht gelingen kann.

Eigentlich war es gleich der Start in den gemeinsamen Tag, der alle Landesgrenzen überwand. Leo Maasburg, ein österreichischer Geistlicher und langjähriger Begleiter Mutter Teresas, zelebrierte in der prall gefüllten Petersdorfer Kirche die hl. Messe und fand in seiner Predigt sehr schöne Worte über die Begegnung Jesu mit der samaritanischen Frau am Jakobsbrunnen. Er verglich die menschliche Seele mit dem Brunnen, dessen Tiefe nur Gott kennt. Jesu Bitte um Wasser zeigt uns, worauf Jesus eigentlich Wert legt: eine ganz persönliche Beziehung zu jedem einzelnen. Sie erinnert an seine späteren Worte am Kreuz, die Mutter Teresa sehr geprägt haben: „Mich dürstet“ (Joh 19, 28).

Mutter Teresa sollte dann auch das Thema des Vormittags werden. Nach einer ofiziellen Anfangsrunde, bei der die neue bayrische Landeswöllingsmeisterin investiert und eine Rundenmeisterin ernannt wurden, berichtete Pater Leo von seiner Zeit mit der großen Heiligen der Nächstenliebe. Neben tatsächlich „wunderbaren Geschichten“ (so heißt sein sehr lesenswertes Buch über Mutter Teresa), schenkte er uns einen tiefen Einblick in die Spiritualität der Ordensfrau. Mutter Teresa tat alles für Jesus und aus Liebe zu Ihm. Selbst kleinste Dinge wie das Essen einer Orange oder die Anzahl der Buchstaben ihrer Unterschrift schenkte sie Ihm. Der Rosenkranz war ihr ständiger Begleiter, ihr „Erfolgsgeheimnis“ das Gebet. Ein weiterer wichtiger Punkt war für sie die Gegenwart Jesu in den Ärmsten der Armen, in jedem anderen Menschen, und zwar ebenso real wie in der heiligen Eucharistie. So vereinte sie Gottes- und Nächstenliebe auf wunderbare Art und Weise. Pater Leo erzählte bescheiden und dankbar von vielen fast unglaublichen Erlebnissen mit ihr und brachte uns diese große Frau auf einer sehr persönlichen Ebene näher, wenn er beispielsweise berichtete, wie sehr allein ihr Blick Menschen durchdrungen, beeindruckt und sogar verändert hat. Zahlreiche Zitate Mutter Teresas ließen sie selbst zu uns sprechen und riefen uns zu „großer Liebe in kleinen Dingen“, zum Lächeln und vor allem zur „Zärtlichkeit“ auf, die laut Mutter Teresa die größte Macht der Menschen sei. Immer wieder and Pater Leo Parallelen zu Papst Franziskus und Hinweise auf die ignatianische Prägung ihrer Spiritualität. Zur Überraschung aller holte der Referent schließlich sogar den Rosenkranz Mutter Teresas hervor und ließ ihn durch die Reihen herumgehen. Am Ende des wirklich beeindruckenden Vortrages schenkte er jedem, ganz nach dem Vorbild Mutter Teresas, eine wundertätige Medaille.

Es folgte ein wirklich sonntägliches Mittagessen in geselliger Stimmung, bis sich alle zum Stufenprogramm aufteilten: Die Akelas begaben sich mit BiPi auf pädagogische Spurensuche durch die Wöllingsstufe. Die Führungen der Pfadinderinnen bildeten sich im Bereich Sternbilder weiter und lernten über die Macht des Vertrauens, während die Jungen der grünen Stufe in einer Dose Chips und Pommes frittierten. Die Rote Stufe Raiderinnen gestaltete und erweiterte den Bannermast mit sehr gelungenen PHs und die Raider wurde im Team kreativ mit Klettergurten: Mit vier Kletterseilen am Gurt befestigt wurde ein Pfadinder von seinen Teamkollegen in die Höhe gezogen, wo er einen Gaskocher, eine Pfanne, Eier und Pfeffer vorfand. Seine Aufgabe: Er musste dort in der Luft schwebend und dirigiert von seinen Kollegen Spiegeleier für alle braten… Zum ersten Mal gab es dieses Jahr auch ein besonderes Programm für Raiderassistenten/innen, Rangermeisterinnen und Rovermeister: in Anlehnung an „Die fünf Sprachen der Mitarbeitermotivation“ konnte man viel über eine fruchtbare und positive Zusammenarbeit in der Runde lernen.

Die Stunde des Landes und des Bundes informierte anschließend über neueste Entwicklungen, Termine und Anliegen, allerdings in aller Kürze, sodass genügend Zeit für eine gemütliche Kaffee- und Kuchenrunde blieb, bevor man sich in der Schlussrunde bis zum nächsten Treffen gegenseitig in die Hände Gottes legte und Gut Pfad wünschte.

Und das „Projekt Inklusion“? Durchweg erfolgreich, würde ich behaupten. Ich kann das Stufentreffen des Landes Bayern jedenfalls nur weiterempfehlen, für alle Nationalitäten. Denn es gilt ja sowieso: „Alle Pfadinder sind Brüder unter sich!

(Erschienen in PM Nr. 139, 1/2017, S. 22-23)

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