Eine Woche arbeiten und glücklich nach Hause kommen.

Führungsdienst im Sommerlager

von Christine Weber

Immer wieder hören wir: Der Höhepunkt des Pfadfinderjahres ist das Sommerlager – und das stimmt auch.Aber was steckt da alles dahinter?

Sommerlager bedeutet für die Führungen mehr als sieben Tage oder besser gesagt 168-stündige Bereitschaft. Die Führung ist für die Wölflinge 24 Stunden ansprechbar und da geht es von Schlafanzug suchen bis hin, dass die Kinder uns Freuden und Sorgen anvertrauen, z.B. Trost bei Heimweh. Das Sommerlager beginnt aber schon weit im Voraus und kostet viel Zeit und Energie in der Vorbereitung.

Daher war ich dieses Jahr wieder sehr beeindruckt, als ich folgende Rückmeldungen nach verschiedenen Sommerlagern erhalten habe:„Das Jungenwölflingslager, welches ich als „Kochmama“ begleiten durfte, war sehr gut. Wir waren in Maria Engelport in Treis-Karden. Das Lager war eine harmonische Gemeinschaft. Die Jungen waren alle guter Dinge und trotz Hitze hochmotiviert. Der Lagerplatz war sehr schön, zwar für die Küche etwas beschwerlich, aber oberhalb des Klosters ganz ungestört gelegen. Herrlich war die Gastfreundschaft der Schwestern und des Kanonikus. Sicher haben sie das Lager durch ihr Gebet mitgetragen.“„Das Sommerlager war sehr schön dieses Jahr! Letztes Jahr hatten wir wirklich Pech mit dem Wetter-es hat geregnet und gestürmt und vieles ist umgestürzt und nass geworden… Dieses Jahr war es das totale Gegenteil! Wir hatten pure Sonne, für den ein oder anderen Wölfling war das fast zu viel Sonne, aber ich war wirklich erfreut darüber, dass wir so ein Glück mit dem Wetter hatten. Kinder und Führung waren super gelaunt und es war ein tolles Ambiente! Die Wölflinge waren sehr aktiv am Proben machen und hatten eine Menge Energie. Auch wenn das Lager natürlich auch anstrengend war, hat es großen Spaß gemacht! Freue mich schon auf nächstes Jahr!“

„Dieses Jahr war mein erstes Sommerlager als Führung. Es war wirklich sehr schön! Ich bin froh, dass ich dabei sein durfte. Den Wölflingen hat es sehr gut gefallen. Sie hatten einiges zuhause zu erzählen.“

„Unser Lager mit der EPE Sachsen war sehr schön. Wir hatten vier Wölflingsversprechen, davon drei von der EPE, die ich abnehmen durfte – das war schon etwas Besonderes! Unser Kurat P. Daniel hatte sich super auf die Fragen der evangelischen Mädchen eingestellt.“

„Unser Sommerlager war sehr schön – trotz wieder großer Kinderzahl. Gute Gemeinschaft unter den Kindern, Wetter optimal und es war `ne super geniale Führungsmannschaft :). Bin sehr dankbar für dieses Lager!“

„Unser Lager war sehr schön und heiß (35-36°C Höchsttemperatur). Zum ersten Mal in meinem 35-jährigen Pfadfinderleben hatte ich kein einziges Mal Pulli/Juja oder feste Schuhe getragen. Wir haben gearbeitet wie die…. Kurzfristig fielen zwei Leute in der Führung aus, und das war dann schon stressig. Aber die Zusammenarbeit im Team war super, das Essen lecker, das Wetter gut, er Kurat schnell eingebunden, die Ordensschwestern sehr nett, es gab einige Highlights im Programm.“

Wie kommt es, dass so viele junge und ältere Erwachsene eine Woche ihres Jahresurlaubs oder Erholungszeit der Familie dafür opfern und selbst so beschenkt von dieser Zeit zurück in den Alltag kommen?

Ich denke ein zentraler Gedanke ist der Dienst – die Bereitschaft einen Dienst zu übernehmen, mit allen Widrigkeiten und Freuden.

Viele Führungen haben diese Dienstbereitschaft früh gelernt, vielleicht schon in ihrer Zeit als Wölflinge.

Die Pfadfinderei verfolgt fünf grundlegende Ziele: Gesundheit, Sinn für das Konkrete, Charakterbildung, Dienst am Nächsten, Glaube.

Doch wie kommt es, dass ein kleiner Wölfling altersentsprechend einen Sinn für Dienst am Nächsten entwickelt? Und sich dieser Sinn dann für ein Leben lang festigt?

Eine mögliche Antwort liegt in der Gestaltung der verschiedenen Zeltlager. Wo ist der Mehrgewinn in einem Pfadfinderlager im Vergleich zu einer ‚all-inklusive Ferienfreizeit‘ zu sehen?

Der Lageralltag in einem Pfadfinderlager hält viele Möglichkeiten zur Verantwortungsübernahme bereit.

Jeder ist wichtig, weil er mit seiner Aufgabenerfüllung dazu beiträgt, dass es ein schöner Lagertag wird. In einem Wölflingslager gibt es festgelegte Dienste: die Rudeldienste. Jede Kleingruppe hat wechselnde Aufgaben. Diese reichen von Flaggendienst, Feuerdienst, Helfen beim Kochen, Essen austeilen, Ordnung halten, Mitgestalten der Gebete bis hin zu freiwilligen Diensten wie Blumen pflücken.

Für die Kinder ist es konkret erfahrbar, dass sie ihren Dienst immer zum Wohl der anderen erledigen, so wie andere ihre Dienste für sie erledigen.

Aber wo wird das gegenseitige Dienen deutlich? Um an einem warmen Lagerfeuer sitzen zu können, sind die Kinder wichtig, die sich um das Feuerholz kümmern.

Wir geben der kindlichen Freude am Arbeiten für andere einen Rahmen, um Verantwortungsübernahme in einem altersentsprechenden Rahmen zu lernen. So zielt die pfadfinderische Erziehung darauf ab, dem Alter entsprechend Verantwortungsübernahme zu lernen.
Interessant ist, was Vera Barclay, die Begründerin der Wölflingspädagogik, zu diesem Themenbereich vor etwa 100 Jahren aufgeschrieben hat:

„Und das Pflichtbewusstsein lehrt man genauso gut, wenn man es zu einem Vergnügen macht. Es ist wahr, dass dem Kinde Pflichten begegnen werden, die keine Freude sind, aber wird es ihm in diesem Fall nicht eine größere Hilfe sein, wenn er sich an Pflichten erinnern kann, die ihm Spaß machten, als wenn er immer nur Pflicht als etwas Langweiliges kennengelernt hat?“ Vera Barclay Dschungelweisheiten

„Das Ziel des Kindes ist, sich des Lebens zu freuen. Dies ist kein Egoismus, denn nie ist das Kind glücklicher, als wenn es jemandem einen Dienst erweist. Das ist tatsächlich seinen ‚Existenzphilosophie‘. Ich habe einmal einen Leitwolf belauscht, der seinen Kameraden sagte, dass die tägliche gute Tat des Wölflings keine echte gute Tat sei, wenn man sie nicht gerne täte. Vielleicht entspricht dieser Gedanke nicht ganz dem asketischen Prinzip des Christentums, aber mir scheint, dass er der Freude und der Spontanität einiger Heiliger verwandt ist. Das beste Ziel der Meute ist also, die Kinder spielen zu lassen. Und da dies Ziel genau ihren eigenen Wünschen entspricht, seid ihr von vornherein ihrer vollen und ungeteilten Mitarbeit sicher, sie sind von ganzem Herzen dabei. Aber ihr müsst genau wissen, was es heißt, sich zu vergnügen.“ Vera Barclay, Charakterformung

(Erschienen in PM 145 12-2018, S. 7-9)

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