Don Bosco für Flüchtlinge

Ein Bericht von Stefan Lindenbauer

Eine wichtige Etappe in der Altersstufe der Raiderinnen und Raider (ab 17) ist die Übernahme eines ehrenamtlichen Dienstes in Kirche oder Gesellschaft. Mit der sog. „Ranger-/Roververpflichtung“ trifft der junge Erwachsene eine Zusage, für ein bestimmtes Projekt in den nächsten drei Jahren die Verantwortung zu übernehmen. Stefan Lindenbauer ist im Herbst 2017 die Roverpflichtung für die Betreuung von Flüchtlingen eingegangen.

Seit Herbst vorigen Jahres bin ich ehrenamtlich in der Betreuung von Flüchtlingen in Wien tätig. Die Aktion wurde von den Salesianern Don Boscos aufgrund der großen Anzahl an Flüchtlingen vor zweieinhalb Jahren ins Leben gerufen. Ziel war es, den geflüchteten Menschen Deutschkenntnisse zu vermitteln, um eine gute Eingliederung in die Gesellschaft zu ermöglichen. Viele der geflüchteten Menschen haben traumatische Ereignisse erlebt oder haben keine schulische Vorbildung. Das fordert die Unterrichtenden nicht nur in Bezug auf Lehrmethoden, sondern auch auf zwischenmenschlicher Ebene. Der Großteil der Schüler stammt aus Syrien und anderen arabischen Ländern, aber es gibt auch Schüler aus Afrika. Unterrichtet werden Asylsuchende, die nicht mehr in das Pflichtschulsystem fallen und auf diese Weise ein zusätzliches Angebot haben, die deutsche Sprache zu lernen. Das Alter ist auf 16 – 30 Jahre festgelegt. Besonders für diese Menschen ist der Kontakt zu Einheimischen sehr wichtig, um nicht nur in eigenen Kreisen Bekanntschaften und Freunde zu finden. Ansonsten kann es sehr leicht zu Abschottungen und isolierten Freundeskreisen kommen. Die Unterrichtenden setzten sich zum Großteil aus Studierenden verschiedener Richtungen sowie Pensionisten zusammen. Das Interessante an dem Kurs ist, dass für die Freiwilligen keine großen Kurse notwendig sind. Gute Deutschkenntnisse, Empathie und Einfühlungsvermögen sind die wichtigsten Eigenschaften.

Neben dem Vermitteln von Deutschkenntnissen gibt es auch verschiedene Projekte, um das gegenseitige Kennenlernen und das gegenseitige Verständnis zu fördern. Auch das Respektieren der jeweils anderen Kultur und Religion soll gefördert
werden.

Fußnote: Don Bosco (Giovanni Melchiore Bosco, 16.08.1815-31.01.1888) war ein katholischer Priester, der sich speziell für die Jugendlichen und Kinder einsetzte. Er wirkte in Turin und kümmerte sich um die heimatlosen Kinder und ermöglichte ihnen Bildung und Unterkunft. Er gründete 1859 den Orden der „Salesianer Don Boscos“, der mittlerweile zu den drei größten Männerorden zählt. Die Salesianer sind in etwas 130 Ländern aktiv.

In den Nachrichten hört man viel über Kriegsopfer, Anschläge und sonstige Vorfälle in arabischen und afrikanischen Ländern. Für mich war es eine interessante Erfahrung, Menschen kennenzulernen, die Krieg, Tod und Leid an sich und an ihren Familien erfahren haben. Es ist etwas ganz anderes, diese Vorfälle aus dem Mund einer Person zu hören, die einem gegenübersitzt. Viel zu leicht habe ich selbst Vorurteile gegen Flüchtlinge und Muslime gehabt. Nach einigen Deutschstunden konnten diese Vorbehalte ausgeräumt werden und ich die Schüler so kennenlernen, wie sie sind. Meiner Meinung nach sind viele arabische Menschen sehr offene und herzliche Leute. Ich wurde schon nach kurzer Zeit zum Fußball schauen und auch auf eine Geburtstagsfeier eingeladen. Viele Flüchtlinge suchen nach Anschluss an die heimische Bevölkerung. Dabei bedarf es einer gewissen Offenheit von beiden Seiten, um ein gegenseitiges Annähern zu ermöglichen. Besonders im Kontext der derzeitigen Situation ist es wichtig, an einem friedlichen Miteinander zu arbeiten.

(Erschienen in PM 143 2-2018, S. 18)

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