Begrüßungsrede zum Singewetstreit 2017 des Bundesfeldmeisters Stefan Matthaei

Liebe Pfadinderinnen,
liebe Pfadinder,
liebe Eltern und Freunde,

wir feiern heuer ein kleines Jubiläum. Heute indet bereits der 15. Neu-Ulmer Singewettstreit statt. Das Singen und Musizieren ist an sich eine feine Sache und es gibt die unterschiedlichsten Anlässe dafür. Ich habe Euch für heute Abend drei zusammengestellt.

Singen um sich Mut zu machen
Im Velebit, einem großen Naturpark in Kroatien, gibt es Bären in freier Wildbahn. Eine Einheimische dort erzählte uns: Wenn die Leute alleine unterwegs sind und sich die Bären auf Distanz halten wollen, dann ist es am besten einen Haufen Krach zu machen oder gleich zu singen. Sicherlich vertreiben die einsamen Wanderer im Velebit damit nicht nur die Bären, sondern ein Stück weit auch die eigene Angst vor den Bären.
„Der Pfadinder lacht und singt in Schwierigkeiten“ heißt es in unserem Pfadindergesetz. Das gilt auch für die Schwierigkeit der Angst und der Sorge. Wir hier brauchen in aller Regel keine Angst vor Bären zu haben, aber es gibt andere Ängste und Sorgen: Angst in Schule, Studium und Beruf; Angst vor dem Versagen; Angst davor seinem Umfeld nicht gerecht zu werden; Angst vor Verlust. Hier kann das Singen als Medizin helfen. Mit Singen vertreiben wir die Bären und die Angst.

Singen als Ausdruck der Freiheit
Am 31. Juli 1941 wurde der Priester Maximilian Kolbe im Konzentrationslager in Auschwitz in den Hungerbunker gesperrt, um dort den Hungertod zu sterben. Er hatte sich dazu freiwillig für einen mehrfachen Familienvater gemeldet. 14 Tage lang war er im Hungerbunker eingekerkert, bis man ihm letztlich die Todesspritze gab. Tagelang soll er im Bunker laut gebetet und gesungen haben. Kolbe wusste um seinen baldigen Tod. Dennoch war er in dieser scheinbar hoffnungslosen Situation ein Leuchtturm der Hoffnung. Eine Hoffnung, die auf Christus und das unverlierbare Heil gründet. Eine Hoffnung, die ewig ist. Eine Hoffnung, die niemand zerstören kann, auch die Nazis mit all ihrer Unmenschlichkeit nicht. In dieser Hoffnung war er wirklich frei, auch wenn er äußerlich eingesperrt war. Dieser Hoffnung und dieser Freiheit gab er Ausdruck durch seinen Gesang.

Singen, wenn man beten will
Wenn wir vor Gott stehen, dann fehlen uns manchmal die Worte. Der heilige Paulus schreibt im Römerbrief „Denn wir wissen nicht, was wir in rechter Weise beten sollen.“ Dort wo der Mensch nicht mehr mit Worten seinem Innerem Ausdruck verleihen kann, tritt der Gesang. Wenn der einsame Kyrie-Ruf des Vorsängers durch die weiten Hallen einer Kathedrale hallt und sich fast zu verlieren droht, dann wird man sich der großen Kleinheit des Menschen bewusst, der vor dem unendlichen Gott um Erbarmen bittet. Dann können wir spüren, was der heilige Paulus wiederum im Römerbrief meint: „Der Geist selber tritt jedoch für uns mit einem Seufzen, dass wir nicht in Worte fassen können.“

Singen und Freude
Es gibt noch viele weitere Anlässe und Gründe, die für das Singen und Musizieren sprechen. Doch nicht immer braucht es dafür einen nützlichen Zweck. In einer Zeit, in der fast alles dem Nützlichkeitsdenken unterworfen ist, ist das Singen und Musizieren wie die Kunst überhaupt herrlich erfrischend. Denn die Musik muss nicht instrumentalisiert werden (auch wenn wir lustigerweise von Musikinstrumenten sprechen). Sie darf (zumindest scheinbar) nutzlos sein. Sie ist einfach da und wir dürfen uns an ihr erfreuen. Auf die Frage „was nützt das Singen?“ antworte ich: Vielleicht nützt es mir nichts! Aber es bereitet Freude.

Die Freude soll heute Abend unsere Hauptmotivation sein zu singen und zu musizieren, dann können wir nachher unabhängig von der Platzierung alle als Sieger von der Bühne gehen.

(Erschienen in PM 139 1/2017, S. 18)

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