Ein Jahresrückblick
von Matthias Krause
Gewiss werden viele, die das Jahr 2020 als außerordentliche Zeiten beschreiben, vor allem an die Folgen durch den Corona-Virus denken. Wir als Katholische Pfadfinder Europas können diese Thematik natürlich nicht ausklammern, denn wir leben mitten in der Welt und sind auch in unserer Pfadfinderarbeit von den Sorgen, Nöten und Einschränkungen durch die Gefahr des Virus und die Konsequenzen der Maßnahmen gegen den Virus betroffen. Während die Auswirkungen für die Gesundheit durch diesen neuartigen Virus offensichtlicher sind, spüren wir doch auch die Gefahr, die von den Maßnahmen möglicherweise auf anderen Ebenen ausgeht: Vereinsamung, Angst, Depression, Entfremdung, psychische Belastungen.
Aber bei allen Einschränkungen unseres täglichen und pfadfinderischen Lebens dürfen wir doch gerade in dieser vorweihnachtlichen und weihnachtlichen Zeit unsere Hoffnung auf Jesus Christus setzen, auf den dreieinigen Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde, der uns beschützen und in den Himmel führen wird, wenn wir wollen. In diesen merkwürdigen Zeiten, in denen wir uns aufgrund des Corona-Virus gerade befinden, ist es eine wirkliche Herausforderung, eine Pfadfinderveranstaltung vernünftig zu planen und durchzuführen. Aber nicht, dass Sie nun denken, das Jahr 2020 war pfadfinderisch ein ausgefallenes Jahr, nein, definitiv nicht. Mit Adaptionen konnten wir einige Aufgaben und Angebote für die Kinder und Jugendlichen ermöglichen, und das will ich Ihnen hier nachfolgend gerne in einem kleinen Jahresrückblick zeigen.
DAS BUFÜLAFÜ
Der Start in das Jahr 2020 verlief mit den Winterlagern noch „ganz normal“. Die Bundes- und Landesführungen trafen sich an verschiedenen Orten in Deutschland, um anstehende Themen in den „BufüLafü“ zu besprechen. Das überarbeitete Konzept für unsere Pfadfinderzeitschrift „Die Spur“ wurde beschlossen, ein Leitfaden zu „Abenteuer und Risiko in unserem Gruppenalltag“, ebenso ein „KPE-Standard“, also eine schriftliche Festlegung, wann eine KPE-Aktion eine KPE-Aktion ist. Die Übergänge zwischen den Altersstufen wurden weiter bearbeitet sowie ein „Krisen-Notfallplan“, um klarer die Wege zu benennen, was im Fall der Fälle zu tun ist. Auch wurde das „Schutzkonzept der KPE“ nun breit eingeführt, also der Schulungsablauf, in dem alle Verantwortlichen in der KPE in Prävention geschult werden.
DER NEU-ULMER SINGEWETTSTREIT
Bereits unter besonderer Vorsicht aufgrund der überschwappenden Corona-Pandemie stand der 18. Neu-Ulmer Singewettstreit, denn genau in dieser Zeit im März 2020 war der Übergang vom „unbeschwerten“ Leben hin zu den Corona-Schutzmaßnahmen. Glücklicherweise ist es uns gelungen, mit passenden Vorkehrungen den Singewettstreit gesetzeskonform durchzuführen. Er wurde wieder einmal ein Höhepunkt in unserem pfadfinderischen Leben, mit 850 Teilnehmern und großartigen Darbietungen. Bei den Gilden und Sippen belegten die Eichhörnchen aus Reicholzried mit dem Morgenlied „Laue Luft“ den ersten Platz. In der Kategorie Runden konnten sich die Kölner Raiderinnen mit einem russischen Geburtstagslied durchsetzen. Bei den Stämmen gewann der Jungenstamm Marienfried mit dem jiddischen Lied „Die grine Kuzine“, bei den Instrumentalkreisen Camerata musicale mit der Holberg-Suite. In der Kategorie Singekreise vergab die Jury sogar zwei erste Plätze an den Münchner Singekreis und den Bundessingekreis, weil es schlicht nichts an Punkten abzuziehen gab. Bei den Kurzfilmen gewann der Film „Equipe TS“, bei den Langfilmen ein Bericht über die Raider-Großfahrt 2019 nach Amerika.
DER ERSTE CORONA-LOCKDOWN
Plötzlich war nichts mehr möglich, keine Gruppenstunden, ja nicht einmal der Besuch der Hl. Messe. Da hieß es erfinderisch sein. Und so schossen die KPE-Online-Angebote nur so aus dem Boden. Es gab verschiedenste Angebote zur Mitfeier der Hl. Messe über Videokonferenz, auch starteten in dieser Zeit die Online-Katechesen unserer Kuraten, die bis heute angeboten und gerne angenommen werden. Gruppenstunden wurden über Videokonferenz oder Messengerdienste gehalten, alles zwar sehr ungewohnt und nicht vergleichbar mit „echten“ Gruppenstunden, aber doch in dieser Phase besser als nur zuhause Trübsal zu blasen. Die Wölflinge wurden sogar mit einer eigens ins Leben gerufenen Corona-Zeitschrift „Neuigkeiten aus dem Dschungel“ mit Geschichten und Material versorgt, damit das fröhliche Wölflingsleben weitergehen konnte.
DIE DIGITALE AUSSTATTUNG
Mittlerweile ist die KPE auch dank ehrenamtlichem Einsatz digital bestens ausgerüstet, mit Ausbau von Web-site, Mitgliederdatenbank, Online-Buchführung, Cloud, Wiki, Lagerplatzliste, Lagermeldung-online, KPE-Videokonferenzsystem usw. Tatsächlich hilft uns diese digitale Ausrüstung auch bei der Erstellung z.B. der Pfadfinder Mariens oder anderer Medien, denn – bei rein ehrenamtlicher Arbeit – wären wir anders gar nicht in der Lage, diese ganzen Aufgaben zu stemmen. Auch konnten so im Jahr 2020 einige neue Printmedien der KPE erscheinen: eine neu gestaltete Bundeszeitschrift, Probenhilfen zur Weißen Spur oder auch eine Neuauflage des grünen Probenhefts. Nicht zuletzt konnten Sie unsere neue Infobroschüre „KPE – Unser Konzept“ nach langer Vorarbeit in den Händen halten. Dadurch haben sich zwar im Jahr 2020 die Erscheinungstermine der „PM“ ziemlich verschoben, bitte sehen Sie uns das aber nach. Wir denken, das Infoheft war es wert.
DIE BUNDESKURSE 2020
Tja, wie könnten wir die Ausbildung unserer Mitglieder auch in Corona-Zeiten weiterführen? Na klar, online! Also wurden die Inhalte, die sich auch sonst als reine Referate in unseren Ausbildungskursen wiederfinden, in Videokonferenzen durchgeführt, was natürlich nicht das gleiche wie in Präsenz ist, aber durchaus bei den Teilnehmern auf positive Rückmeldung stieß. Denn einfach in dieser Zeit nichts tun, kommt für uns nicht in Frage!
DER SOMMER
Relativ unspektakulär kam unser neuer Bundesfeldmeister Matthias Funk in seinen Dienst, denn er war bereits 2019 gewählt worden und trat nun wie vereinbart am 19.05.2020 den Dienst an. Der bisherige Bundesfeldmeister Thomas Rieger wird ihn weiterhin als Stellvertreter unterstützen.
Nachdem es die gesetzlichen Regelungen wieder zuließen, konnten Gruppenstunden auch wieder stattfinden, auch Fahrten der roten Stufe und sogar Sommerlager. Alle diese Aktivitäten mussten genau durchgeplant werden, um die maximalen Gruppengrößen, die Mindestabstände und weitere Auflagen voll zu berücksichtigen. Aber es war für unsere Mitglieder ein Segen, dass sie sich wieder in der Natur als Pfadfinder bewegen konnten.
DAS BUNDESTHING 2020
Ein außerordentliches Bundesthing in außerordentlichen Zeiten unter außerordentlichen Bedingungen fand dann im Oktober 2020 in unserem Bundeszentrum in Rixfeld statt. Und zwar mit außerordentlichen Ergebnissen. Seit 2013 hatte Marcus Morath als Präsident der KPE unseren Pfadfinderbund geführt, der überschwängliche Dank am Bundesthing zeigte, dass alle mit seiner Arbeit sehr zufrieden waren.
Und spätestens jetzt werden Sie merken, dass dieser Jahresrückblick einen neuen Autor hat, denn ich – Matthias Krause – wurde zum neuen Präsidenten der KPE gewählt und freue mich auf diese Aufgabe.
Ich bin 44 Jahre alt, Familienvater, wohne im schönen Mittelhessen in Langgöns und arbeite als Bereichsleiter für Notrufdienste auf Landesebene bei einer großen Hilfsorganisation. Schon seit 1985 gehöre ich zur Katholischen Pfadfinderschaft Europas und habe somit alle Stufen selbst erlebt. Zuletzt habe ich von 2013 bis 2019 den Stamm Guy de Larigaudie in Gießen geleitet und bin danach zum Assistenten des Präsidenten ernannt worden. So hatte ich über ein Jahr Zeit, mich zusammen mit Marcus Morath auf meine neuen Verantwortungsbereiche vorzubereiten.
Als weiterer Tagesordnungspunkt stand eine Änderung der KPE-Satzung auf dem Programm. Seit längerer Zeit wurde diese Überarbeitung vorbereitet und im Laufe des vergangenen Jahres in mehreren Videokonferenzen mit allen interessierten Gruppenführungen diskutiert. Das jetzige Thing nahm nun die neue Satzung mit der notwendigen 3/4-Mehrheit an. In Kraft tritt sie allerdings erst mit ihrer Eintragung ins Vereinsregister.
Das außerordentliche Bundesthing hatte nicht nur außerordentliche Inhalte, sondern fand auch unter außerordentlichen Umständen statt. Ein sorgfältig erarbeitetes Hygienekonzept machte es möglich, das Thing bis zu einer bestimmten Maximal-Teilnehmerzahl als eine Präsenzveranstaltung durchzuführen. Aufgrund der Corona-Situation war zusätzlich eine Online-Teilnahme möglich. So konnten alle Teilnehmer zwischen Präsenzteilnahme oder virtueller Videokonferenz wählen. Redebeiträge wurden direkt in den „Rittersaal“ des Bundeszentrums übertragen; die Stimmabgabe erfolgte dann anonym über ein eigens programmiertes Abstimmungstool.
Einige KPEler waren bereits am Samstag angereist. Im kleinen, corona-konformen Rahmen fand ein Stammesführungskurs, eine Präventionsschulung und diverse Workshops für die Gruppenarbeit in den unterschiedlichen Altersstufen statt. Am Samstagabend wallfahrteten wir zum „Kapellchen“ im Rixfelder Wald und erneuerten gemeinsame die Weihe der ganzen KPE an die Gottesmutter, im zuversichtlichen Bewusstsein, dass sich unser Bund unter dem mütterlichen Schutz Mariens auch in Zukunft gut entwickeln wird.
DER JAHRESAUSKLANG
Unsere europäischen Besprechungen wie an oberster Stelle das Conseil fédéral können aktuell auch nur online in Videokonferenzen stattfinden, so Ende November 2020. Geplant war ursprünglich ein Treffen in Bologna, aber auch so konnten wir uns für die kommenden Aufgaben abstimmen. Noch stecken wir mitten in der Corona- Pandemie und wissen aus menschlicher Sicht nicht, was das Jahr 2021 uns noch für Herausforderungen stellen wird. Wir werden auf alle Fälle fest auf den lieben Gott vertrauen, uns unter den Schutzmantel Mariens begeben und mit Sinn für das Konkrete weiter daran mithelfen, dass aus den uns anvertrauten Kindern und Jugendlichen verantwortungsvolle, christliche Persönlichkeiten werden.
Ihnen allen darf ich herzlich im Namen von Bundesführung und Vorstand der KPE danken für Ihre Unterstützung unserer Jugendarbeit, für Ihr Gebet und Ihre Spenden und darf Ihnen unsere Verbundenheit im Gebet versichern.
Ihnen allen wünsche ich gesegnete Weihnachten und herzlich Gut Pfad!
Matthias Krause, Präsident der KPE
( Erschienen in PM 153 4-2020, S. 3 – 6)
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